Max, 29 Jahre alt, war schon immer ein gewissenhafter Mensch. Doch in den letzten Jahren hat sich sein Verhalten verändert. Er verspürt einen starken inneren Druck, ständig zu kontrollieren, ob die Haustür abgeschlossen ist – manchmal kehrt er mehrmals zurück, um sie erneut zu überprüfen. Beim Händewaschen muss er eine bestimmte Anzahl an Wiederholungen einhalten, sonst fühlt er sich unruhig und hat das Gefühl, dass etwas Schlimmes passieren könnte. Obwohl er sich bewusst ist, dass seine Gedanken und Rituale übertrieben sind, kann er sie nicht unterbrechen. Der Alltag wird zunehmend belastend, und er zieht sich immer mehr zurück.
Zwangsstörungen (ICD-10: F42) gehören zu den Angststörungen und sind gekennzeichnet durch wiederkehrende, belastende Gedanken (Zwangsgedanken) und/oder stereotype Verhaltensweisen (Zwangshandlungen), die Betroffene nicht willentlich kontrollieren können.
Typische Merkmale von Zwangsstörungen:
Subtypen der Zwangsstörung nach ICD-10:
✅ Vorwiegend Zwangsgedanken (F42.0): Aufdringliche Gedanken ohne ausgeprägte Handlungen.
✅ Vorwiegend Zwangshandlungen (F42.1): Wiederholte Rituale zur Kontrolle oder Beruhigung.
✅ Gemischte Form (F42.2): Kombination aus Zwangsgedanken und Zwangshandlungen.
Beispielhafte Zwänge:
🔹 Kontrollzwang: Übermäßiges Kontrollieren von Herd, Türschlössern, Lichtschaltern.
🔹 Waschzwang: Exzessives Händewaschen oder Reinigen aus Angst vor Keimen.
🔹 Ordnungszwang: Perfektionistische Anordnung von Gegenständen, Zählen von Objekten.
🔹 Gedankenzwänge: Wiederholte innere „Zauberformeln“, um Katastrophen zu verhindern.
Die Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) gilt als die wirksamste Methode zur Behandlung von Zwangsstörungen.
1. Psychoedukation: Zwänge verstehen
2. Exposition mit Reaktionsverhinderung (ERP): Der Goldstandard der Therapie
3. Kognitive Umstrukturierung: Gedankenmuster verändern
4. Bewältigungsstrategien & Entspannungstechniken
5. Verhaltensänderung durch kleine Schritte
6. Rückfallprophylaxe & langfristige Strategien
Zwangsstörungen sind belastend, aber mit Verhaltenstherapie gut behandelbar. Durch gezielte Exposition, kognitive Techniken und Selbstmanagement-Strategien lernen Betroffene, ihre Zwänge zu kontrollieren, anstatt von ihnen kontrolliert zu werden. Ein selbstbestimmtes Leben ohne Zwänge ist möglich!